Artikel aus dem Höchster Kreisblatt vom 23. Januar 2021
Erstmals unter den Top 100
Tennis - Die erst 16-jährige Lilly Schultz rückt in der deutschen Damen-Rangliste weiter vor
Es ist ein schönes Geschenk zum Jahresauftakt. Zwar nicht zum Anfassen, aber jederzeit verfügbar. Lilly Schultz braucht nur auf die Homepage des Deutschen Tennis Bundes (DTB) zu gehen. Dort sieht sie die neue deutsche Damen-Rangliste, in der sie erstmals unter den Top 100 geführt wird; Auf Platz 98. "Das ist echt cool", sagt die erst 16-jährige vom TC Schwalbach. In einer gemeinsamen Rangliste mit Weltklasse-Spielerinnen wie Angelique Kerber (1.) geführt zu werden, ist ein großartiges und motivierendes Gefühl. Lilly Schultz gehört zu den jüngsten Spielerinnen in diesem elitären Erwachsenen-Kreis. Sie ist - im Gegensatz zu vielen anderen Top-100-Spielerinnen - noch kein Profi.
Das ist freilich das große Ziel des hoffnungsvollen Talents. Sie will es irgendwann einmal auf die große WTA-Tour schaffen. Und sie weiß, dass das kein Selbstläufer wird. "Mein Ziel ist der Profibereich. Ich weiß, der Weg ist unfassbar schwer", meint die junge Bad Sodenerin. Die Basis ist gelegt, bisher geht es stets bergauf. Lilly Schultz wurde bereits mehr als zehnmal Hessenmeisterin in den verschiedenen Altersklassen, in ihrem Jahrgang 2004 ist sie aktuell die Nummer 4 in Deutschland.
Variables Spiel
Die 1,76 Meter große Athletin ist eine intelligente Spielerin, agiert auf dem Platz sehr variabel. Sie streut oftmals einen Slice ein und rückt auch gerne ans Netz vor. Ihr Spiel ist nicht leicht auszurechnen. "Das bringt viele Gegnerinnen raus, wenn man nicht nur gleich spielt", sagt sie. Zudem ist sie für ihr päzises Spiel bekannt.
Im Sommer 2018 nahm sie erstmals an einem internationalen Turnier der ITF Juniors für Spieler unter 18 Jahren teil. Inzwischen hat sie es bereits einmal in ein Viertelfinale und ein Doppel-Finale geschafft. In der Juniorinnen-Weltrangliste hat sie sich bereits auf Rang 524 hochgearbeitet - so weit oben stand sie noch nie. "Bei den ITFs merkt man wie stark die internationalen Gegner sind", betont sie. Doch sie kann mit den meist älteren Spielerinnen immer besser mithalten. "Da ich jetzt auch älter bin, ist es noch interessanter als anfangs nur reinzuschnuppern. Jetzt kann ich mitspielen." Noch zwei Jahre darf sie bei den ITF Juniors antreten, bis sie 18 wird. Und darauf legt sie nun ihren Haupt-Fokus.
Wichtig sind für sie zudem zwei andere Dinge. Einerseits ihr Heimatverein TC Schwalbach, dem sie bereits seit rund neun Jahren angehört. Mit der Damen-Mannschaft gelang ihr 2020 der Durchmarsch in die Hessenliga. "Das ist super", freut sie sich auf die kommende Meden-Saison. zudem macht sie 2022 ihr Abitur. Bis 2019 ging sie auf das Albert-Einstein-Schule in Schwalbach, dann wechselte sie auf ein Privatgymnasium nach Schwetzingen. Dort hat sie nun größere Freiheiten für Tennis. "Ich muss nicht so oft vor Ort in der Schule sein, aber natürlich meine Aufgaben machen." Derzeit verläuft der Unterricht wegen Corona auch komplett online.
Ihr Training ist umfangreich. Seit Winter 2014 trainiert sie nicht nur in Schwalbach, sondern auch beim Hessischen Tennis Verband (HTV) in Offenbach. An drei Tagen pro Woche steht sie in der Regel vormittags und nachmittags auf dem Platz. An drei anderen Tagen jeweils einmal. Wenn sie im Sommer 2022 ihr Abitur in der Tasche hat, will sie den Sprung in den Profibereich wagen.
An Corona erkrankt
Vergangene Woche erreichte sie bei einem ITF-Turnier in Offenbach die zweite Hauptrunde. Nach einem 6:0, 6:1 zum Auftakt gegen die Ungarin Erika Well scheiterte sie knapp an der Schweizerin Livia Airoldi (6:7, 5:7). "In der ersten Runde habe ich sehr gut gespielt. Die zweite Runde war sehr ärgerlich. Das hätte ich gewinnen können.", sagt Lilly Schultz. Dennoch braucht sie nicht unzufrieden zu sein. Es war ihr erstes Turnier seit Oktober. Im November erkrankte sie an Corona. "Meine ganze Familie war infiziert, außer mein Bruder", erzählt sie. Sie habe sich schlapp gefühlt und leichte Atemprobleme beim Treppensteigen gehabt. Inzwischen sei längst wieder alles gut. Das habe auch eine intensive ärztliche Nachuntersuchung gezeigt.
Nun ist sie wieder hoch motiviert, ihren Weg nach oben fortzusetzen. Wann das nächste ITF-Turnier stattfindet, steht noch nicht fest. Corona sorgt weiter für Absagen und Verschiebungen. Doch Lilly Schultz ist noch jung. Sie hat die Zukunft noch vor sich.
Artikel von Harald Joisten